Im Detail
Nachstehend finden Sie Informationen zum Forst und zum Gemeindewald.
Wald in Keltern ist „auf Kurs“
Ergebnis der Zwischenprüfung des Forsteinrichtungsplanes liegt vor
Zur Halbzeit des auf zehn Jahre ausgelegten Forsteinrichtungsplanes erfolgte die Revision durch die Forstdirektion beim Regierungspräsidium Freiburg. Zur Halbzeit sind 51% der Gesamtplanung erfüllt. Das ist seitens des Prüfers „eindrucksvoll planmäßig“. Lob gab es für die Revierleitung und die Betreuung durch die verantwortlichen bei der unteren Forstbehörde im Landratsamt. Das bestätigt auch Bürgermeister Bochinger: „Der Wald ist in guten Händen“. Der Gemeindewald Keltern ist ein „Naturverjüngungsbetrieb“. Um dennoch eine Anreicherung von Mischbaumarten zu erreichen wurden insg. 11,8 Hektar Anbauten geplant, von denen bereits 58% umgesetzt sind. Den Schwerpunkt bilden hier die klimaresistenteren Douglasien- und Eichenpflanzen. Seitens der Forstdirektion wird vorgeschlagen, Aufforstungsflächen größer anzulegen. U.a. könnte die Naturverjüngung innerhalb sogenannter Weiserzäune ohne Wildverbiss ungestört erfolgen und so das natürliche Standortpotenzial besser abgeschätzt werden. Zum Klimawandel weist die Prüfungsbehörde auf die Baumarteneignungskartierung hin. Im Szenario bis 2100 werden Buche und z.T. auch die Eiche insbesondere auf den trockenen Standorten nicht mehr Hauptbaumarten sein, sondern nur noch beigemischt. Das bedeutet, dass zur Risikoverringerung aktiv versucht werden muss, neben der Naturverjüngung zusätzliche Baumarten einzubringen.
Naturschutz im Wald
Die Gemeine Stechpalme ist der Baum des Jahres 2021
Mit der Serie „Naturschutz im Wald“ macht das Enzkreis-Forstamt deutlich, wie umfangreich und spannend die Aufgaben in den Wäldern von Stromberg, Heckengäu, Kraichgau und Nordschwarzwald sind. Diesmal zeigt Michael Bruder, seit 32 Jahren Revierleiter im Straubenhardter Gemeindewald, einen ganzen Stechpalmen-Bestand. Die seltene Pflanze, die man eher unter ihrem lateinischen Namen als Ilex aquifolium kennt, ist der Baum des Jahres 2021.
„Baum“ des Jahres? Den meisten ist die Stechpalme eher als Strauch bekannt – aber sie kann beides! Ob sie nur ein niedriger, 2 bis 5 Meter hoher Strauch ist oder aber ein bis zu 10, in seltenen Fällen sogar 15 Meter hoher Baum, hängt von den vorherrschenden Lichtverhältnissen im Wald ab. Häufig wird die Stechpalme als Ziergehölz angebaut und ist in Gärten und Parks zu finden. In unseren mitteleuropäischen Wäldern wirkt sie wie eine Exotin, obwohl sie eine heimische Baumart ist: Anders als alle anderen bei uns wachsenden Laubbäumen wirft sie im Herbst ihre Blätter nicht ab, sondern ist eine immergrüne Pflanze mit ledrig-steifen, satt dunkelgrünen Blättern, die oft einen welligen, mit unangenehmen spitzen Stacheln ausgestatteten Rand haben. Die Blätter sind wie die roten Beeren giftig. Die Zweige sind als Schmuckreisig zur Weihnachtszeit sehr beliebt.
Auch im Nordschwarzwald ist die Stechpalme zu Hause. Im Straubenhardter Gemeindewald findet sich sogar etwas ganz Besonderes: ein ganzer Ilex-Bestand! In einem strukturreichen Tannen-Mischwald kommt sie hier nicht nur einzelbaum- oder einzelstrauchweise vor, sondern flächendeckend auf einer Fläche von gut drei Hektar. Ein hoher Anteil von stehendem wie liegendem Totholz, Spechthöhlen und teils ungewöhnlich starke Alt-Tannen zeichnen diesen Waldbestand aus, außerdem eine ausgesprochen große Vielfalt an verschiedensten Baum- und Konsolenpilzen. Das Biotop ist durch die Waldbiotop-Kartierung der Forstlichen Versuchs- und Forschungsanstalt Baden-Württemberg erfasst. Teile wie die dort vorkommenden Quellen und Wasserläufe stehen unter Naturschutz.
Schon Michael Bruders Vorgänger als Revierleiter in Straubenhardt überließ den Ilex-Wald ein Jahrzehnt lang der natürlichen Entwicklung. „Als Förster ist einem der ökologische Wert einer solchen Besonderheit natürlich bewusst – da war es für mich keine Frage, diesen Bereich auch weiterhin zu schonen“, sagt Bruder. So konnte sich der Ilex-Wald seit mittlerweile über 40 Jahren ungestört entwickeln. Ursprünglich geschah dies als freiwillige Selbstverpflichtung. Der offizielle Charakter kam erst vor einigen Jahren: Im Zuge der Errichtung des Windparks bei Straubenhardt war man auf der Suche nach möglichen Ausgleichsflächen. So wurde auch der Ilex-Wald ganz offiziell aus der Nutzung genommen und zu einem Waldrefugium erklärt. Dieser Nutzungsverzicht wurde der Gemeinde Straubenhardt vom Betreiber des Windparks vergütet und gleichzeitig das Ziel der natürlichen Entwicklung dadurch langfristig gesichert. „Die Gemeinde Straubenhardt konnte somit gleich mehrfach von dem Vorhaben profitieren“, findet Bruder.
Quelle: Landratsamt Enzkreis / Enzkreis-Forstamt